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Reale Erfolge beim Klimaschutz sind möglich

Erste Phase der Initiative „ZNU goes Zero“ erfolgreich abgeschlossen – Jetzt werden auch Scope 3-Kategorien berücksichtigt. Die Partner der ZNU-Netzwerkes haben mit ihrem Projekt „ZNU goes Zero“ in der ersten Phase ab 2018 ihre Klimaziele erfüllt.

Die Partnerunternehmen des ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke, die sich 2018 der Initiative „ZNU goes Zero“ angeschlossen haben, konnten ihre mittleren Emissionen im Verlauf der ersten Phase bis 2022 nach Angaben der Nachhaltigkeitsexperten im Schnitt um gut 13 Prozent reduzieren. Hierbei ging es um die Emissionen in Scope 1 und 2, also in den Bereichen, die vom Handeln der Unternehmen selbst  beeinflussbar sind. Damit liegen die Beteiligten im Rahmen der von der globalen Science-Based-Targets-Initiative vorgesehenen Reduktion von jährlich 2,5 Prozent, so das ZNU. Wesentlich dafür waren laut den Nachhaltigkeitszertifizierern die fünf Schritte: exakte Analyse, Vermeiden, Vermindern, Einsatz von Grünstrom und erst am Ende Kompensation durch Pflanzzertifikate. Letzteres blieb notwendig, da Industrieproduktion hierzulande nicht komplett  klimaneutral zu bewerkstelligen ist.

„Die 18 teilnehmenden Hersteller haben Schritt für Schritt ihre CO2- Emissionen reduziert und zeigen Lösungswege auf und motivieren so zum Mitmachen“, resümiert Projektleiter Leon Halfmann vom ZNU. Darüber hinaus unterstützen die Unternehmen noch regionale und internationale Projekte, um die negativen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeiten auf das Klima bestmöglich zu verringern. Das ZNU setzt dabei auf die Stilllegung von CO2-Zertifikaten, die  Förderung heimischer und internationaler Aufforstungs- und  Bodenrenaturierungsvorhaben sowie die Förderung von  Bildungsmaßnahmen zur Vermittlung Klimawandel relevanten Wissens. Das ZNU kontrolliert dabei als Qualitätssicherer, dass die Partnerunternehmen diese fünf Schritte Jahr für Jahr umsetzen.

Auch dieses Projekt war durch die Pandemie beeinflusst. Denn für einige teilnehmende Unternehmen resultieren die reduzierten Emissionen 2021 teilweise nicht aus Vermeidungs- oder  Verminderungsmaßnahmen, sondern aus heruntergefahrenen Prozessen – wie in der Gesamtwirtschaft auch.

Das Jahr 2022 hingegen war dann von der Energiekrise  gekennzeichnet, weswegen einige wenige Unternehmen ihren Bezug von Ökostrom aussetzten oder auf schnell verfügbare fossile Energieträger, wie beispielsweise Heizöl zurückgreifen mussten. Ohne diesen Effekt hätten die Einsparungen höher gelegen. Aber diese negativen Effekte dürften nicht anhalten, glaubt Halfmann.

Insgesamt erfasste die Initiative im genannten Zeitraum 1,82 Mio. t CO2 Emissionen. Das entspricht ungefähr einem Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes der deutschen Industrie im Jahr 2021 (181 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente) oder den Emissionen einer Stadt wie Münster im Jahr 2021. Zudem wurden insgesamt knapp 1.4 Mio. Zertifikate zur Verringerung der mit den Emissionen assoziierten Klimaauswirkungen stillgelegt. Unter dieser CO2-Kompensation  versteht man Zahlungen zur Finanzierung von Treibhausgas mindernden Investitionen,wie zum Beispiel Windkraftanlagen in Entwicklungsländern, wodurch es Unternehmen und  Privatpersonen ermöglicht wird, kurzfristig an anderer Stelle Emissionen zu verringern. Dieser Schritt sollte nach Konzept jedoch nur gegangen werden, nachdem die möglichen Maßnahmen, CO2 am  Unternehmensstandort zu verringern, bereits ergriffen wurden.

Zusätzlich wurden 1,85 Mio. Euro in die Aufforstung von Wäldern investiert. Mit dieser Summe könnten je nach Art der Anpflanzung 890 bis 1600 Hektar Wald in Deutschland wieder aufgeforstet werden, zum Beispiel auf Flächen, die durch den Borkenkäfer oder Stürme  geschädigt wurden. Weitere 800 000 Euro wurden in die Umsetzung von Bildungsmaßnahmen zur Vermittlung Klimawandel relevanten Wissens an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene investiert.

Nachdem in der ersten Phase von ZNU goes Zero die eigenen verursachten Emissionen im Fokus standen, sollen die Unternehmen in der folgenden Phase im Laufe des Jahres 2023 auch bestimmte Scope 3-Kategorien in Ihrem Reduktionsplan berücksichtigen. So müssen Geschäftspartner der nachgelagerten Wertschöpfungsstufen mit in die Klimaschutzstrategie einbezogen werden und im Rahmen von Lieferantenaudits auch kontrolliert werden.

Die Höhe der Investitionen in Klimaschutz-, Aufforstungs- und Bildungsprojekte soll sich weiterhin an der Menge der Scope 1 und 2 Emissionen orientieren, vom ZNU vorgegeben und schrittweise erhöht. Dadurch soll für die Teilnehmenden ein zusätzlicher Anreiz entstehen. Darüber hinaus prüfen die Witten-Herdecker derzeit auch die Möglichkeit, die Teilnahme an ZNU goes Zero zukünftig durch die kooperierenden Zertifizierungsstellen prüfen zu lassen. Damit würde dem Projekt gegenüber anderen Klimaschutzinitiativen, wie zum Beispiel der Science-Based-Targets-Initiative, mehr Bedeutung
verliehen.

Autor: Bernd Biehl/lz 34-23